Der optimale ETF für kindersparpläne

-Komplexität einfach erklärt-


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5 Kriterien für einen guten ETF-Sparplan für Kinder


Ein ETF-Sparplan im Juniordepot ist eine bewährte Strategie für den langfristigen Vermögensaufbau von Kindern. Doch bei über 2.000 in Deutschland handelbaren ETFs fällt die Auswahl nicht leicht – selbst für finanziell interessierte Personen. In diesem Beitrag erfahren Sie, worauf Sie bei der ETF-Auswahl wirklich achten sollten. Es ist einfacher als gedacht!


ETF-Kosten


ETFs sind bekannt für ihre niedrigen Verwaltungskosten, besonders im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds. Dennoch lohnt sich ein genauer Blick auf die Gesamtkostenquote („Total Expense Ratio“, TER). Dieser Wert zeigt an, wie hoch die jährlichen laufenden Kosten in Prozent des Fondsvermögens sind.


Orientierungswerte:


  • Große Standardindizes: TER max. 0,2 % p.a.
  • Nebenwerte-/Schwellenländer-ETFs: TER max. 0,4 % p.a.


Achten Sie zusätzlich auf die Gebühren des Depotanbieters. Viele Anbieter haben Kooperationen mit ETF-Gesellschaften und bieten ausgewählte ETF-Sparpläne ohne Kaufkosten an. Prüfen Sie deshalb mögliche Sonderkonditionen.  Einige Neo-Broker (z.B. Trade Republic) bieten sogar für ausgewählte ETFs eine Rückvergütung der jährlichen ETF-Managementkosten an (Kick-Back).


Replikationsmethode: Physisch ist oft besser


ETFs bilden einen Index ab. Das kann zum einen physisch, teil-physisch oder synthetisch  erfolgen.


  • Physisch replizierend: Der ETF kauft alle oder nahezu alle Aktien des zugrunde liegenden Index.
  • Teil-physisch: Der ETF erwirbt nur eine Auswahl repräsentativer Titel. Das ist die häufigste Replikationsmethode der meisten ETFs am Markt.
  • Synthetisch: Der ETF bildet den Index über Tauschgeschäfte (Swaps) nach.


Tipp:
Bevorzugen Sie
physisch oder teil-physisch replizierende ETFs, da synthetische ETFs sogenannte Gegenparteirisiken mit sich bringen, also ein gewisses Kreditrisiko gegenüber Dritten.


Alter und Volumen: Stabilität durch Größe


Ein etablierter ETF mit einem hohen Fondsvolumen bietet Stabilität und senkt das Risiko einer Auflösung durch die emittierende Gesellschaft. Kleine ETFs unter 100 Mio. € Volumen laufen Gefahr, mangels Wirtschaftlichkeit vom Markt genommen zu werden. In dem Fall erhalten Anleger zwar ihr Geld zurück, aber der Sparplan müsste neu aufgesetzt werden und akkumulierte Gewinne bei thesaurierenden Fonds müssten versteuert werden.


Tipp:  Wählen Sie bevorzugt ETFs mit:


  • Mindestens 100 Mio. € Fondsvolumen
  • Mindestens 3 Jahren Marktpräsenz


Zudem kann ein Blick auf Empfehlungen von Finanztest sinnvoll sein. Auch wenn nicht jeder gute ETF dort auftaucht, ist eine vorhandene Empfehlung ein gewisses Qualitätsmerkmal.


Ausschüttend oder thesaurierend: Dividendenstrategie mit Blick auf Steuern


Aktienbasierte ETFs erhalten regelmäßig Dividenden, da börsennotierte Unternehmen einen Teil ihres Gewinns an ihre Anteilseigner ausschütten. Diese Dividendenzahlungen fließen also auch in den ETF hinein. Wie mit diesen Erträgen umgegangen wird, hängt von der Ausschüttungsart des ETFs ab. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen thesaurierenden und ausschüttenden ETFs.


Thesaurierende ETFs legen die ausgeschütteten Dividenden automatisch wieder an. Das bedeutet, dass die Gewinne direkt im Fondsvermögen verbleiben und den Wert des ETFs erhöhen. Für den Anleger geschieht das komplett im Hintergrund, es ist kein Zutun erforderlich. Der Zinseszinseffekt wird dadurch langfristig optimiert, da keine Ausschüttung erfolgt, die eventuell gar nicht wieder reinvestiert wird.


Was heißt das in der Praxis?


  • Die Dividenden verbleiben vollständig im ETF.
  • Der Anleger muss sich um nichts kümmern.
  • Die Erträge werden automatisch reinvestiert.
  • Eine laufende Besteuerung findet nicht direkt statt.
  • Versteuert wird erst beim späteren Verkauf des ETFs (d.h., die Steuerschulden werden akkumuliert).
  • Es kann zu einer sogenannten Vorabpauschale kommen, die jährlich zu versteuern ist, solange der Freibetrag überschritten ist.
  • Die Ausnutzung der jährlichen Freibeträge (bis auf die Vorabpauschale) findet nicht effektiv statt.


Ausschüttende ETFs hingegen zahlen die Dividenden direkt an die Anleger aus. Dies geschieht regelmäßig, meist monatlich, quartalsweise oder jährlich. Das Geld landet dann auf dem Verrechnungskonto des Depots. Der Anleger kann selbst entscheiden, was mit den Erträgen passiert – zum Beispiel eine Wiederanlage oder die Nutzung für andere Zwecke.


Was heißt das in der Praxis?


  • Dividenden werden regelmäßig ausbezahlt.
  • Der Anleger kann frei entscheiden, ob das Geld wieder angelegt oder verwendet wird.
  • Es entsteht mehr Verwaltungsaufwand, wenn eine Wiederanlage gewünscht ist.
  • Die Ausschüttung ist im Jahr der Auszahlung steuerpflichtig, sofern der Steuerfreibetrag (Sparerpauschbetrag) bereits ausgeschöpft ist.
  • Der steuerliche Freibetrag von aktuell 1.000 Euro pro Jahr (Stand 2025) kann optimal genutzt werden und verfällt nicht zum Jahresende.


Was eignet sich besser für ein Juniordepot?


Die Wahl der passenden ETF-Strategie für ein Juniordepot hängt von individuellen Faktoren ab. Sowohl ausschüttende als auch thesaurierende ETFs haben spezifische Vorteile und können je nach persönlicher Situation die bessere Wahl sein.


Thesaurierende ETFs   sind vor allem dann sinnvoll, wenn ein langfristiger Anlagehorizont besteht, das Depot über viele Jahre nicht angerührt wird und die steuerlichen Freibeträge durch andere Einkommensquellen ohnehin schon ausgeschöpft sind. Gerade wenn Kinder nahe an der Volljährigkeit sind und bereits eigenes Einkommen erzielen, kann das vorteilhaft sein.


Ausschüttende ETFs eignen sich gut bei kleineren bis mittleren Sparraten, wenn man die jährlichen Freibeträge möglichst effizient nutzen möchte. Die regelmäßige Ausschüttung ermöglicht es, gezielt bis zur Freibetragsgrenze zu investieren, ohne dass sich über die Jahre eine hohe Steuerlast aufstaut. Viele Eltern legen die ausgeschütteten Beträge einfach wieder an, entweder manuell oder per automatischer Wiederanlage, wenn der Anbieter dies unterstützt.

Steuern sparen mit der richtigen ETF-Strategie?


Ganz klar: Eine völlige Steuerfreiheit gibt es bei keiner Variante. Auch thesaurierende ETFs müssen irgendwann versteuert werden, spätestens beim Verkauf. Ausschüttende ETFs erlauben aber eine geschicktere Nutzung der jährlichen Steuerfreibeträge. Wer den Sparerpauschbetrag des Kindes durch die regelmäßigen Dividenden optimal ausnutzt, kann so über die Jahre einen kleinen Steuervorteil erzielen. Kursgewinne bleiben davon jedoch unberührt, sie sind ohnehin erst beim Verkauf steuerpflichtig.


ETF-Auswahl im Kinderdepot: Diese Indizes sind sinnvoll


Für ein breit aufgestelltes Portfolio im Juniordepot oder Kinderdepot stehen etliche global gestreute Indizes zur Auswahl. Anders als viele Ratgeber, die sich in theoretischen Portfolio-Modellen verlieren, bleibt unser Ansatz bewusst einfach und praxistauglich.


Diese fünf Indizes decken den globalen Markt bereits sehr gut ab:


  • MSCI World
    Der MSCI World ist ein weltweiter Aktienindex, der rund 1.600 Unternehmen aus 23 Industrienationen abbildet. Er deckt etwa 85 % der Marktkapitalisierung in diesen Ländern ab und gilt als Klassiker unter den Basis-ETFs.
  • MSCI ACWI (All Country World Index)
    Dieser Index erweitert den MSCI World um Aktien aus 27 Schwellenländern. Insgesamt werden hier rund 2.500 Unternehmen erfasst. Im Vergleich zum MSCI World bietet er eine noch breitere Streuung, ist aber oft etwas teurer in den laufenden Kosten.
  • FTSE All-World
    Ein globaler Index mit rund 4.100 Aktien aus 25 Industrie- und 24 Schwellenländern. Er ähnelt dem MSCI ACWI, umfasst jedoch mehr Einzelwerte. Dieser Index wird derzeit ausschließlich vom ETF-Anbieter Vanguard angeboten.
  • MSCI Emerging Markets
    Dieser Index konzentriert sich gezielt auf Schwellenländer. Er umfasst fast 1.400 Unternehmen aus Märkten wie China, Indien oder Brasilien. Ein Emerging-Markets-ETF kann als Ergänzung zum MSCI World genutzt werden, um den Anteil dieser Länder bewusst zu erhöhen und globaler zu investieren.
  • MSCI World Small Cap
    Wer gezielt auf kleinere Unternehmen setzen möchte, findet im Small Cap Index eine sinnvolle Erweiterung. Er bildet über 4.250 kleinere Firmen aus 23 entwickelten Ländern ab. Small Caps können langfristig höhere Renditen erzielen, schwanken aber stärker.


Was ist mit Anleihen-ETFs?
Hier gibt es keine allgemeingültige Empfehlung. Ob und in welchem Umfang Anleihen sinnvoll sind, hängt stark von der individuellen Situation (Ansparhorizont und Risikoneigung) und dem aktuellen Zinsniveau ab. Wichtig ist: Setzen Sie auf Anleihen-ETFs in Euro-Währung, um kein unnötiges Währungsrisiko ins Depot zu holen. Bei der Auswahl kann die
ETF-Empfehlungsliste von Finanztest eine hilfreiche Orientierung sein.


Fazit: Die oben genannten Indizes reichen vollkommen aus, um ein solides, gut diversifiziertes ETF-Portfolio für Kinder aufzubauen. Natürlich lässt sich die ETF-Auswahl noch weiter verfeinern. Doch der zusätzliche Aufwand bringt in der Praxis selten einen spürbaren Vorteil.

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