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Die Qual der Wahl für Kindersparpläne mit ETFs: Thesaurierend oder ausschüttend?

Okt. 03, 2021

Die richtige ETF Auswahl für ein Kinderdepot- Was man vorher wissen sollte!

Die Auswahl der richtigen ETFs für Kindersparpläne ist für Neueinsteiger manchmal ein kleines Abenteuer. Eine häufige Fragestellung ist die, ob man ausschüttende oder thesaurierende (wieder anlegende) ETFs verwenden soll.


Bevor wir aber überhaupt in diese Thematik tiefer einsteigen, zunächst vorab ein paar Hintergrundinformationen zum Verständnis:


  • Große börsennotierte Unternehmen schütten in der Regel eine Dividende (Gewinnbeteiligung) aus. Bei einem aktienbasierten ETF  bekommen die Besitzer deshalb regelmäßige Dividendenzahlungen.


Dabei gibt es zwei wesentliche Möglichkeiten wie der ETF mit den Dividenden umgeht:


  • Thesaurierende ETFs legen das Geld ganz automatisch wieder an. Du bekommst davon gar nichts mit, hast auch keine Arbeit damit. Die wieder angelegten Gelder steigern den Wert des ETFs.
  • Ausschüttenden ETFs geben die Dividenden direkt an die Anleger weiter. Sie schütten das Geld aus. Das kann monatlich, quartalsweise, halbjährlich oder jährlich erfolgen. Ob das Geld dann von dir wieder angelegt wird entscheidest du. Die Dividendenausschüttungen sind sofort steuerpflichtig.


Als Zusammenfassung nochmal die wichtigsten Punkte in einer Übersicht:


Thesaurierende ETFs:


  • Was passiert mit den Dividenden: Dividenden werden automatisch wieder angelegt.
  • Komfort: Du must gar nichts machen, das Geld verbleibt im ETF.
  • Rendite: Kein Unterschied zu ausschüttenden ETFs.
  • Steuerliche Behandlung: Geld verbleibt im ETF. Versteuerung muss erst nach dem Verkauf erfolgen.
  • Steuern sparen: Eher steuerschädlich, da die Steuerlast über die Jahre akkumuliert wird.


Ausschüttende ETFs:


  • Was passiert mit den Dividenden:  Dividenden werden immer ausgezahlt (monatlich, quartalsweise, halbjährlich oder jährlich)
  • Komfort: Du musst entscheiden was du mit dem Geld machst. Die Wiederanlage erfordert häufig manuelles Eingreifen. (Einige Anbieter bieten jedoch auch automatische Wiederanlage an) 
  • Rendite: Kein Unterschied zu thesaurierenden ETFs.
  • Steuerliche Behandlung: Die Ausschüttung muss mit der Abgeltungssteuer in diesem Jahr versteuert werden, sofern der Steuerfreibetrag überschritten ist.
  • Steuern sparen: Jährlicher Freibetrag kann genutzt werden. Es werden keine Steuerschulden akkumuliert.



Und jetzt? Welche ETF-Variante sollte man für ein Juniordepot (Kinderdepot) am besten auswählen?


Hierzu gibt es leider keine klare "das ist richtig und das ist falsch" Antwort, da beide ETF-Varianten durchaus eine Daseinsberechtigung haben.


Hat das Juniordepot beispielsweise noch einige Jahre Ansparzeit vor sich und werden größere Summen bespart, so empfiehlt sich die steueroptimierte ausschüttende ETF-Variante zu verwenden. Dadurch werden  die Dividenden und Zinserträge regelmäßig ausgeschüttet und verbrauchen ganz automatisch den zur Verfügung stehenden  Sparerfreibetrag (801 Euro p.a.) des Juniordepots. Sofort nach der Ausschüttung legt man das Geld dann einfach wieder an. Dies ist sicherlich eine gute Möglichkeit mit wenig Aufwand wenigstens einen Teil des Freibetrages zu nutzen. Der Freibetrag verfällt nämlich ansonsten zum Jahresende und kann nicht ins nächste Jahr mitgenommen werden.


Nutzt man die bequeme thesaurierende (also wieder anlegende) ETF-Variante, so hat man keinerlei Aufwand da die "Ausschüttungen" einfach im ETF-Vermögen verbleiben. Dieses Vorgehen ist jedoch nur für kurze Ansparhorizonte und kleinere Summen zu empfehlen. Ansonsten läuft man Gefahr, dass über die Jahre erhebliche Steuerschulden aufsummiert werden, die bei einem Verkauf die zur Verfügung stehenden Freibeträge (Sparerfreibetrag und Grundfreibetrag) weit übersteigen können. Zusätzlich zu beachten ist, dass sich die Thematik noch verschärft, wenn das Kind in Richtung Volljährigkeit geht und bereits anderweitige Einkommen erzielt, beispielsweise durch eine Ausbildungsvergütung oder Einkommen aus Ferien- oder Nebenjobs.


Um einem Missverständnis vorzubeugen: Die Dividenden müssen in jedem Fall versteuert werden. Bei ausschüttenden ETFs sofort, während man bei thesaurierenden (wieder anlegenden) ETFs die Steuerschuld akkumuliert und erst beim Verkauf des ETFs zur Kasse gebeten wird. Der Steuerpflicht kann man nicht entkommen, man nutzt nur Freibeträge ggf. intelligenter aus.


Aber Achtung: Neben den Dividenden und Zinsen gibt es  auch noch die „allgemeine Wertsteigerung“ der ETFs. Diese Wertsteigerung macht regelmäßig den größeren Teil der Gewinne aus und ist natürlich auch voll steuerpflichtig. Daher bringt die Wahl von ausschüttenden ETFs keine saubere 100% Lösung, sondern ist maximal ein bequemer Kompromiss. Wie man die hohen Freibeträge systematisch maximal ausreizt, das erkläre ich in einem anderen Blogbeitrag.

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